Von Mittenwald an den Gardassee – Erfahrungsbericht von Sven, Thomas und Peter
„Wir haben es tatsächlich geschafft“. Das haben wir uns gesagt, als wir am 27.Juli nach sieben Tagen am Ortseingang von Torbole ankamen und freudig empfangen wurden. Was in Mittenwald begann und uns durch das Karwendelgebirge über den Brenner durch Südtirol bis zum Gardasee führte, war nun zu Ende. Auf der einen Seite waren wir froh, es geschafft zu haben, weil unglaublich anstrengende Tage hinter uns lagen, aber auf der anderen Seite waren wir auch ein bisschen wehmütig, weil wunderschöne Landschaften, urige Berghütten, grandiose Abfahrten und der ein oder andere Anstieg hinter uns lagen.
Begonnen hatte alles – wie das manchmal so ist – aus einer Bierlaune heraus. Wir haben Anfang 2020 unsere eingestaubten Mountainbikes aus dem Keller geholt, weil wir ja während des Lockdowns viel Freizeit hatten, und begannen die ersten Kilometer zu radeln. Im Laufe der Wochen wurden es immer mehr und auf der Geburtstagsfeier von Axels Schwester Jutta kam dann der entscheidende Anstoß. Axel erzählte, dass er wieder eine Bike4Benefit-Alpenüberquerung, dieses Mal für den Verein “Aktion zugunsten krebskranker Kinder” (Groß-Bieberau) plant, daran wollten wir teilnehmen. Auch Peter Degenhardt, der bereits 2019 bei der letzten Alpenüberquerung mitfuhr, war mit seinem neuen E-Bike wieder im Team.
Unser Trainingspensum mussten wir nach dem Entschluss natürlich deutlich steigern. Ein erster Gradmesser war die Bike4Benefit Odenwaldtour, die mit viel Spaß, aber auch einem ordentlichen Muskelkater zu Ende ging. Wir mussten also noch eine Schippe drauflegen. Daher sind wir bis zum Beginn der Alpenüberquerung Stammgäste am Melibokus und am Kaiserturm geworden. Ein Mitglied unserer Gruppe simulierte diese südhessischen Schmankerl meist auf seinem Hometrainer in der Gewissheit, dass hier der Akku direkt aus der Steckdose gespeist wird.
Dann wurde es ernst: Gestartet haben wir die Tour dann am 21.Juli in Mittenwald. Wir fuhren durch das wunderschöne Karwendelgebirge über Maurach ins Zillertal. Von dort aus erklommen wir den Brenner. Dabei sollte das ein oder andere Mal kräftig geflucht werden, auch unser E-Biker Peter musste bei den längeren Tragestellen die Belastungsgrenze des Körpers näher kennenlernen. Aber nach langen, harten Stunden erreichten wir dennoch den Brenner Grenzkamm. Dort bot sich uns das wohl beeindruckendste Bergpanorama der Tour. Vorbei an Überbleibseln aus dem 2.Weltkrieg ging es weiter in Richtung Südtirol. Vorbei an den Geislerspitzen, zahlreichen Weinbergen mit unfassbaren 30 % Steigungen und Apfelplantagen hatten die Etappen zwar weniger Höhenmeter als noch in den Tagen zuvor, dafür mussten aber mehr Kilometer in der Ebene zurückgelegt werden. Gerade diese Strecken in den Ebenen waren gar nicht nach dem Geschmack des E-Bikers, der lieber kletterte als in der Ebene zu fahren. Das Glück, das wir in den Tagen zuvor mit dem Wetter hatten, verließ uns leider am letzten Tag unserer Tour. Es regnete in Strömen, so dass wir die letzten Kilometer über Landstraßen statt durch die Berge des Gardasees zurückgelegt haben.
Sieben unglaublich anstrengende Tage lagen nun hinter uns. Manchmal fragten wir uns direkt nach dem Aufwachen, wie wir die anstehende Etappe eigentlich überstehen sollten, weil die Beine vom Vortag noch schwer waren, aber wenn es dann nach dem Frühstück auf’s Rad ging, freuten wir uns auf die Landschaften die vor uns lagen. Erfreulicherweise gab es jeden Abend gutes Essen und selbst ein Volksfest in den Bergen haben wir uns gegönnt. Zurück bleiben unfassbare Bilder im Kopf, die man eigentlich mit Worten nicht annähernd beschreiben kann. Und natürlich dieses wahnsinnige Gefühl, es tatsächlich geschafft zu haben.
Da nach der Tour ja bekanntlich vor der Tour ist, möchten wir euch an die „2. B4B Odenwald-Tour“am 18.September 2021 erinnern, die Benefiztour unterstützt ebenfalls die diesjährige Kampagne für den Verein Aktion zugunsten krebskranker Kinder in Groß-Bieberau.